Musik wirkt
Ich ertappe mich immer wieder dabei zu sagen, dass es einfach keine gute Musik mehr gibt. Was überhaupt nicht stimmt, denn nur das Entdecken ist irgendwie schwieriger geworden. Die Möglichkeiten, um an Musik zu kommen, sind um so viele Facetten vielseitiger geworden. In den Neunzigern des letzten Jahrhunderts gab es zwei Musiksender, die örtlichen Plattenläden und vor allem den Freundeskreis, die einen mit neuer Musik versorgt haben. Heute gibt es mehrere Musik-Streaming-Plattformen und Social Media, in denen man zu jeder Zeit und Ort Musik entdecken kann.
Durch dieses Überangebot an Musik und Möglichkeiten gibt es aber im Gegensatz zur Prä-Internetzeit gefühlt keine “großen” Bands mehr. Schaue ich mir das Lineup von Festivals an, werden seit Jahren die alten Bands von damals rumgereicht und nur wenige neue werden in diesen Zirkel aufgenommen. Und irgendwie ist es erschreckend, in einem Konzert zu stehen und auf der Bühne spielen 60jährige Songs von vor 30 Jahren. Das mag bei manchen Genres funktionieren, bei Metal, Hardcore oder Punk wirkt es aber dann auch manchmal befremdlich.
Vielleicht hat mein Gefühl auch was damit zu tun, dass ich alt werde und so wie meine Eltern sehr viel Musik aus meiner Jugend höre. Ein Phänomen, was ich damals nicht verstanden habe, warum sie dauernd Deep Purple, Led Zeppelin, Pink Floyd und so weiter gehört haben und nicht “offen” für neue Musik waren. Vielleicht bin ich auch in diesem Modus und heule romantisch verklärt Gefühlen aus meiner Jugend hinterher, nur um mir nicht eingestehen zu müssen, dass ich doch ein alter Sack geworden bin.