Partiell eingeschränkt

Mein erster epileptischer Anfall ist jetzt knapp drei Wochen her und seitdem bestimmt mal wieder eine neue Krankheit mein Leben. Gut, nicht sonderlich tragisch. Kenne ich eigentlich schon mein gesamtes Leben. Haben mich in meiner Kindheit und Jugend Allergien und Asthma in meinen Möglichkeiten beschränkt und vor einigen Jahren ein ziemlich bösartiger Hodenkrebs mit Metastase und schlechter Heilungsprognose, ist nun mit dem Verdacht auf Epilepsie die nächste Krankheit angerollt, die mir mein Leben schwer machen möchte.

Okay, es war mein erster und die Hoffnung ist noch da, dass ich zu dem Teil der Menschheit gehöre, der nur diesen einen Anfall hat und dann nie wieder einen. Aber sagen kann einem das natürlich keiner. Und das ist für mich jetzt das beschissene (sorry) daran. Da ich auch einen recht langen Anfall mit Bewusstlosigkeit hatte, mir dabei schön auf die Zunge gebissen habe und von dem ganzen Anfall überhaupt nichts mehr weiss, schränkt mich das ganz gut ein. Mir fehlen sogar ein paar Minuten vor dem Anfall und Anzeichen, dass es mir nicht so gut ging an dem Tag, gab es auch keine.

Von daher kann ich mich selber auf die Möglichkeit eines erneuten Anfalls gar nicht vorbereiten. Mein Umfeld ist soweit vorgewarnt, wie sie sich zu verhalten haben, falls ich mal wieder umfallen sollte. Aber mir selber fällt es noch schwer, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass jederzeit ein Anfall durch irgendwas ausgelöst werden kann.

Schlimm ist auch, dass ich zur Zeit erstmal kein Autofahren darf. Verstehe ich ja auch und ich mach mir selber jetzt schon Gedanken, wie es ist, wieder mit dem Auto unterwegs zu sein. Mit dem Gedanken im Nacken, dass gleich ein Anfall kommen könnte und ich es nicht merke. Mit Kindern hinten drin. Mit hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn.

Eigentlich ist es unverantwortlich je wieder ein Auto zu steuern. Danke Körper.

Vor dem Untergang

Ich habe mir heute Nacht vorgenommen, um 4 Uhr aufzustehen. Zu hoffen, dass das Wetter so klar bleibt, wie es jetzt ist und der Mond noch nicht so weit unten steht, dass ich einen Blick auf ihn werfen kann. Nur weil es auf ihm heute Nacht ein bisschen schattiger als sonst ist...

Und sie fallen immer noch

Vor knapp einem Vierteljahrhundert musste ich fast jeden Sonntag in die Kirche gehen, um brav aufzuschreiben, welche Lieder gesungen wurden und eine Kurzzusammenfassung der Predigt schreiben. Alles, nur um am Tag der Konfirmation genug Geld für eine anständige Stereoanlage zusammen zu bekommen.

In meiner Konfirmandengruppe hatte mein alter Schulfreund Manuel damals als einziger einen Amiga 500. Ich konnte meinen Eltern nur einen C64 abschwatzen, auf denen natürlich allerlei Klassiker gezockt wurden und sogar das ein oder andere Listing abgetippt wurde. Zusätzlich hatte ich noch Zugriff auf die PCs im Büro meines Vaters. Aber auf dem Amiga gab es ein Spiel, das mich komplett in den Bann zog: Lemmings.

Alter Schwede: nicht nur die Steuerung mit der Maus, die Musik, die Grafik, vor allem die Spielmechanik war Schuld daran, dass wir stundenlang vor dem Monitor saßen, um irgendwie dieses verflixte Level zu lösen. Oder einfach nur mal aus Frust hundert Lemmings per Atombombenexplosion gleichzeitig in die Luft zu sprengen. Neben Monkey Island und Wing Commander (auf dem EGA-PC) gab es, glaube ich, zu der Zeit kein anderes Spiel, das mich dermaßen fesselte.

Vor kurzem habe ich mir die Version für die PlayStation Vita installiert, das auch die Original-Level beinhaltet. Es bedarf zwar ein paar Level Zeit, um sich an die anders geartete Steuerung zu gewöhnen (gesteuert wird mit dem digitalen Fadenkreuz und den Analogsticks) und ich weiß jetzt schon, dass die schwierigeren Level damit wahrscheinlich nicht zu lösen sind. Aber selbst die ersten 45 Level haben jetzt schon genauso viel Spaß gemacht wie damals. Mit dreizehn.

Warum kein Beinbruch?

Wenn es einen Preis gibt, der das Anziehen von Pech und beschissenen Krankheiten auszeichnet, dann sollte ich den schleunigst verliehen bekommen. Da verläuft das Leben endlich wieder in halbwegs geraden Bahnen und ich habe mich mit den Folgen der Krebserkrankung und -therapie angefreundet. Habe mich auf der einen Seite auf das Ende der Staging-Zeit nach der Chemotherapie (man wird noch fünf Jahre lang überwacht) gefreut. Auf der anderen Seite ist damit aber auch verbunden, dass man entweder selber in die Tasche greift und wenigstens einmal im Jahr sein Blut auf die Tumormarker checken lässt oder damit Leben kann, diese Art der Kontrolle auch abzugeben.

Und dann, wie aus dem Nichts geschossen: ein fetter epileptischer Anfall. Zum Glück war ich gerade an der Arbeit und meine Mitarbeiter und Chefs haben vorbildlich reagiert, obwohl sie sowas auch noch nie erleben mussten. Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern, wie ich scheinbar noch versucht habe, um Hilfe zu schreien und mich dann selber auf den Boden habe gleiten lassen, auf dem ich dann krampfend lag. Ich kann mich erst wieder erinnern, als der Notarzt da war und selbst dann habe ich noch Erinnerungslücken.

Im Krankenhaus gab es dann (wahrscheinlich auch aufgrund meiner Vorgeschichte) das ganze Programm von EEG, CT und am nächsten Tag noch MRT, die alle zum Glück keine Schädigungen im Gehirn feststellen ließen. Keine beschissenen Tumore, die eventuell auf Teile meines Gehirns gedrückt und den Anfall ausgelöst haben. Das ist unglaublich viel Wert, da meine Prognose nach der Chemotherapie damals nicht die Beste war, wenn man nach den Statistiken geht.

Aber jetzt muss ich mich mit dem nächsten beschissenen Krankheitsbild rumschlagen. Ich habe keine Ahnung, ob das jetzt ein einmaliger Anfall gewesen ist, den scheinbar ziemlich viele Menschen in ihrem Leben haben oder ob da irgendwann noch einmal wieder so ein Tag kommt, an dem ich einfach ohne Vorzeichen umfalle.
Für eine bestimmte Zeit ist mir abgeraten worden sehr vaiele Dinge alleine zu machen beziehungsweise ganz auf sie zu verzichten: Auto fahren darf ich sowieso erstmal nicht, Sport sollte ich auch erstmal zurückstellen (okay, damit habe ich weniger ein Problem, der Herbst steht sowieso vor der Tür) und eigentlich alle Dinge, bei denen ich einen längere Zeit "unbeaufsichtigt" bin.

Ich könnte kotzen.

High fidelity

Ich bin ja künstlerisch nicht sonderlich bewandert. Mit Gemälden kann ich nicht viel anfangen und frage mich jedes Mal, warum man soviel Geld für ein bemaltes Stück Leinwand ausgeben sollte. Filme schaue ich mir gerne an, bin aber von einem Cineasten soweit entfernt, wie ein Murmeltier vom Moshpit eines "Heavy Metal"-Konzerts. Seit meiner Kindheit begleiten mich aber zwei Dinge: Computerspiele und Musik.

Was ich überhaupt nicht verstehen kann, ist, wenn jemand keine Vorlieben in Sachen Musik hat. Wenn jemand auf die Frage "Was hörst du denn so?" lapidar antwortet "So dies und das. Meistens Radio.". Damit komme ich gar nicht klar und kann mir das auch nicht vorstellen. Wie man so ohne sein Leben begleitende Musik meistern kann. Seitdem ich neun oder zehn Jahre alt bin höre ich Musik. Aktiv. Nicht, dass ich jetzt ein wandelndes Lexikon bin und mit Fachwissen glänzen kann. Von vielen Bands, die ich höre, kann ich noch nicht mal die vollen Namen der Bandmitglieder aufsagen, noch weiß ich, wie, wann und unter welchen Umständen welches Album das Licht der Welt erblickt hat. Aber mit jeder Band verbinde ich einen Teil meines Lebens.

Warum ich das hier überhaupt schreibe? Weil ich seit Jahren vorhabe, so eine Art Historie meines Lebens in Form der Musik, die ich damals gehört habe, aufzuschreiben. So wie John Cusack im Film High Fidelity. Auch so ein Film, den man gesehen haben muss. Nicht in der Form, dass man seine Top Ten findet. Das könnte ich nämlich gar nicht. Das habe ich schon versucht und immer, wenn ich dachte, dass es genau das Stück ist, habe ich nachgedacht und <em>bääm</em> kam mir ein anderes Lied in das Gedächtnis geschossen, das mit mehr Emotionen verbunden ist.
Ich dachte da wirklich an eine Historie in der Art 1987, so in der dritten Klasse müsste das gewesen sein, habe ich das gehört, 1988 dann das und wo weiter. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass das Wiederentdecken von Musik ziemlich langwierig werden kann. Da hört man ein Lied, schiebt das in die entsprechende Liste und hört sich dann die ganze Platte von vorne bis hinten durch. Dann noch die anderen Alben der Band und schwups ist der Abend um. Und man ist genau zwei Lieder weiter in seinem Vorhaben gekommen. Bei fast dreißig Jahren Musikhören wird das also noch lange dauern.

Fange ich also mal an.

Unfuckingtrackbar

Gerade eben hat der Twitter-Account von netzpolitik den Tweet des AkkuratenWiderstands retweetet, der auf eine Aktion namens FakeDataDay hinweist. Diese Aktion soll dienen, "falsche" Spuren im Netz zu legen. Man soll fehlerhafte Informationen in seinen sozialen Netzwerken posten, um die Auswertungsalgorithmen durcheinanderzubringen und sich dadurch "unschärfer" machen.
Natürlich am Besten mit einem vom Initiator gewählten Hashtag und am Liebsten noch mit einem Link zur Aktion.

Vielleicht mag die Intention wirklich sein, die unbedarfte und noch nicht aufgeklärte Masse aufzuwecken und der Problematik des Umgangs mit den eigenen Daten und dem Thema Datensparsamkeit näher zu bringen. Nur erschliesst sich mir das Ganze einfach nicht und ich halte die ganze Aktion für Linkbait bzw. Erhaschen von Aufmerksamkeit. Wenn ich selber die Intention habe, andere Leute über eine Problematik (und die streite ich gar nicht ab) aufzuklären, dann sollte ich doch nicht die gleichen Systematiken benutzen, die ich anprangere, oder sehe ich das falsch? Angefangen von der Umsetzung des Blogs (Wordpress, Akismet, Einbindung von Google-Webfonts, Mailchimp als Newslettersystem) bis hin zu dem recht komischen Daten-Ausspäh-Beispiels der Mitinitiatorin, in dem sie die Befürchtung hat, dass die Mitbewerber ihre Unternehmenskommunikation ausspähen könnte, kann ich die Idee hinter der Aktion zwar nachvollziehen, die Umsetzung halte ich aber für hundsmiserabel.

Ich finde es auch bedenklich, was man mit persönlichen Daten anstellen kann. Und ich finde auch, dass der 0815-Benutzer des Internets eine gehörige Portion Aufklärung nötig hat, um nur in Ansätzen zu verstehen, dass sein Verhalten Folgen haben kann. Aber auf der anderen Seite kann ich auch verstehen, dass der normale Benutzer von sozialen Netzwerken gar keine Lust hat, sich damit zu beschäftigen. Er sieht nur den Nutzen, den er aus der Funktionalität ziehen kann und verfällt meistens in die Argumentation, dass es ihm egal ist, was mit seinen Daten passiert, weil er ja sowieso nichts zu Verstecken hat. Sollen die da oben nur mal machen!

Wie gerne würde ich mit meinen "normalen" Freunden verschlüsselt kommunizieren. Und den ein oder anderen kann man sogar mit der Idee anfreunden. Nur, wenn man dann auf die Umsetzung zu sprechen kommt und ihnen erklären muss, dass das Verschlüsseln diverse Unannehmlichkeiten mit sich bringt, springen alle wieder ab. Was ich auch verstehen kann. Es ist vom gefühlten Kosten-/Nutzen-Faktor zu mühselig, seine Kommunikation zu verschlüsseln oder auf seine Daten besser aufzupassen. Und genau hier müsste man ansetzen und nicht mit so einer Linkbait-Aktion wie dem FakeDataDay.

Die Post-Apokalypse ruft mal wieder

In letzter Zeit sind neben Bloodborne und dem dritten Teil der Witcher-Reihe recht umfangreiche (Action-)Rollenspiele erschienen, die ich gerne spielen würde. Wenn ich Zeit hätte. Seit gestern reiht sich in diese Liste auch noch Fallout 4 ein, das auf der Bethesda-Pressekonferenz der E3 ausgiebig vorgestellt wurde.

Auf geekologie.com sind die ersten Gameplay-Videos verlinkt, die Lust nach mehr machen. Auch wenn ich leise Befürchtungen habe, dass Bethesda sich vielleicht doch zu viele Anleihen anderer erfolgreicher Spielegenres holt und eventuell ähnliche Fehler wie Ubisoft macht. Was könnte ich mich über so langweilige Spiele wie Watch Dogs oder Far Cry 4 mit ihren übervollen Karten, gespickt mit total überflüssigen, repetitiven Aufgaben, die nach dem dritten Mal schon keinen Spaß machen, aufregen.
Egal, Bethesda war bis jetzt eigentlich in der Lage, spannende Geschichten im Fallout-Universum zu erzählen und ich habe Hoffnung, dass ich vielleicht doch ab Mitte November Zeit finde, um mich in die unendlichen öden Weiten einer postatomaren Apokalypse zu stürzen.

Heute ist dann auch Fallout Shelter im AppStore erschienen, das ein Haltestellen-kompatibles "Aufbau"-Spiel ist, in dem man sich seinen eigenen Vault nach und nach aufbaut. Mehr als einen FreeToPlay-Cookie-Clicker mit einem ebenso großen Suchtpotential sollte man aber nicht erwarten. Eine großartige Geschichte wird nicht erzählt, die F2P-Komponente war aber bis jetzt überhaupt nicht aufdringlich und fast schon versteckt. Für die Straßenbahnfahrt okay, wird aber bestimmt nach ein paar Tagen langweilig.

Die beste Band der Welt

Gestern Abend war die beste Band der Welt in Berlin: Faith no more.
Eins muss man Berlin ja als eine der hässlichsten Städte Deutschlands lassen: sie haben ziemlich nette Locations für Konzerte im Freien. Schon mehrfach war ich in der Wulheide und habe dort neben Faith no more auch schon die Red Hot Chili Peppers genossen, sowie in der Waldbühne letztes Jahr Kings of Leon. Und gestern in der Zitadelle Spandau halt wieder Faith no more und ich befürchte, dass es das letzte Mal gewesen ist, die wirklich beste Band der Welt live zu erleben. Die Jungs neben Mike Patton werden auch nicht jünger und für das letzte Album haben sie sich ganze achtzehn Jahre Zeit gelassen.

Das Konzert war der Hammer und leider viel zu schnell vorbei.