Wir installieren uns ein MAMP-System
Jahrelang war ich stinkend faul und habe als Basis zum Entwickeln MAMP Pro benutzt. Weil ich keine großartige Lust hatte, mich mit dem Installieren und Pflegen von Apache, MySQL und PHP herumzuschlagen. Aber auch habe ich jahrelang geflucht, wenn ein Update der Software irgendetwas kaputt gemacht hat, die Dienste nicht mehr richtig liefen oder Konfigurationsdateien zerstört wurden und man den lauffähigen Zustand aus einem Backup wiederherstellen musste. Auch wenn diese Vorkommnisse in letzter Zeit weniger geworden sind.
Im Zuge meiner aluhutbedingten Einschränkungen meines Benutzerkontos auf einen Standardbenutzer unter macOS verweigerte MAMP Pro aber seinen Dienst, was seinen Ursprung wahrscheinlich darin hat, dass es Zugriff unter anderem auf die hosts-Datei haben möchte. Ich habe kurz geschaut, ob ich mich mit Vagrant oder Docker anfreunden könnte und ob die Entwicklung in virtuellen Maschinen in den Arbeitsablauf zur Agentur, in der ich arbeite, passt. Kurze Antwort: nein. Aus diversen Gründen verlagert man einfach nur das Problem der Versionierung und der Pflege des Systems in eine VM und erleichtert beziehungsweise verbessert man das Entwickeln dadurch nicht. VMs haben schon ihre Daseinsberechtigung wenn es darum geht so einen Container einfach in die Cloud zu packen und wenn dort Systeme laufen, die dadurch einfacher skaliert werden können.
Es sollte daher ein "natives" Apache/MySQL/PHP-System auf macOS-Basis werden. Mit verschiedenen PHPs zum einfachen Wechseln, PHP-Cache und Xdebug. Letzteres bin ich noch schuldig, wie man den Rest recht einfach installiert bekommt, habe ich mal im Folgenden aufgeschrieben. Einfach die folgende Anleitung von oben nach unten abarbeiten und als Erfolg sollte man ein funktionierendes und stabiles System vorfinden. Dafür lege ich meine Hand aber nicht ins Feuer, kann nur sagen, dass es so bei mir geklappt hat.
Xcode installieren
Xcode muss man per App-Store installieren, auch wenn man von dem ganzen Paket lediglich den gcc-Compiler benötigen. Dieser wird mit den "Xcode command line tools" mitgeliefert, die man nachträglich installieren muss.
// Ist Xcode überhaupt installiert, Befehl sollte den Pfad zu Xcode auswerfen xcode-select -p // Xcode command line tools nachträglich installieren xcode-select --install
Ohne Homebrew läuft nix
Homebrew ist ein Paket-Manager ähnlich wie apt unter Debian/Ubuntu und wird folgendermaßen per Terminal installiert:
ruby -e "$(curl -fsSL raw.githubusercontent.com/Homebrew/install/master/install)"
Apropos Terminal: ich benutze ja schon seit Jahren iterm und bin damit mehr als zufrieden. Vor allem kann man das Fenstermanagement so einstellen, dass sich das Terminal wie die Quake-Konsole im oberen Bereich des Monitors öffnet.
Externe Repositories für brew hinzufügen
Weil das Master-Repository von Homebrew nicht alle Ressourcen beinhaltet, muss man durch folgende Befehle unter anderem PHP und Apache hinzufügen:
brew tap homebrew/dupes brew tap homebrew/versions brew tap homebrew/php brew tap homebrew/apache
Nach dem Hinzufügen der Repositories muss folgender Befehl abgesetzt werden, damit Homebrew sich die neuesten brews zieht:
brew update
Apache installieren
macOS bringt zwar von Hause aus einen Apache mit, der ist aber in vielen Dingen beschnitten und sollte durch einen "richtigen" Apache ersetzt werden.
Mit folgenden Befehlen wird erst der macOS-Apache beendet, aus dem Startskript entfernt und der "neue" Apache per brew installiert:
sudo apachectl stop sudo launchctl unload -w /System/Library/LaunchDaemons/org.apache.httpd.plist 2>/dev/null brew install httpd24 --with-privileged-ports --with-http2
Das Ganze kann ein wenig dauern, weil der Apache von Grund auf kompiliert wird. Nach dem Kompilieren bekommt man eine ähnliche Nachricht angezeigt, die WICHTIG ist:
/usr/local/Cellar/httpd24/2.4.25: 212 files, 4.5M, built in 2 minutes 28 seconds
An der Kompilierungszeit erkennt man, dass ich das Ganze auf einem kleinen MacBook erledigt habe.
Der Pfad /usr/local/Cellar/httpd24/2.4.25, der sich wahrscheinlich je nach Apache-Version in den letzten Zahlen unterscheiden kann, wird in den nächsten Befehlen entsprechend angepasst. Diese Befehle dienen dazu, den Apache in den Autostart-Daemon von macOS aufzunehmen.
sudo cp -v /usr/local/Cellar/httpd24/2.4.25/homebrew.mxcl.httpd24.plist /Library/LaunchDaemons sudo chown -v root:wheel /Library/LaunchDaemons/homebrew.mxcl.httpd24.plist sudo chmod -v 644 /Library/LaunchDaemons/homebrew.mxcl.httpd24.plist sudo launchctl load /Library/LaunchDaemons/homebrew.mxcl.httpd24.plist
Apache konfigurieren
Erster Schritt ist nun, das DocumentRoot-Verzeichnis auf einen Ordner unterhalb des Benutzer-Verzeichnisses umzubiegen, damit man dort die Verzeichnisse für die virtuellen Hosts erstellen kann. Mit
open -e /usr/local/etc/apache2/2.4/httpd.conf
öffnet man das Konfigurationsfile in TextEdit. In diesem nach "DocumentRoot" suchen, diesen und den Eintrag "Directory" unterhalb ändert man und zeigt auf ein Verzeichnis (bei mir "Sites") in seinem Benutzerordner:
DocumentRoot "/Users/DEINBENUTZERNAME/Sites"
Innerhalb des Directory-Eintrages gibt es die Einstellung AllowOveride, die steuert, welche Konfigurationseinstellungen man per htaccess überschreiben darf. Diesen stellt man auf All.
# # AllowOverride controls what directives may be placed in .htaccess files. # It can be "All", "None", or any combination of the keywords: # AllowOverride FileInfo AuthConfig Limit # AllowOverride All
Weil ohne mod_rewrite unter anderem keine lesbaren URLs per RealUrl möglich ist, muss man dieses noch laden, per Default wird dieses nicht eingebunden. Also Zeile suchen und den Hash entfernen, damit die Zeile nicht auskommentiert ist:
LoadModule rewrite_module libexec/mod_rewrite.so
Berechtigungen für Benutzer und Gruppe
Zwar haben wir Apache schon angewiesen, in welchem Verzeichnis er Dateien findet, aber die Berechtigungen stimmen noch nicht. Apache läuft standardmäßig mit dem daemon-User und der daemon-Gruppe. Diese haben aber keinen Zugriff auf die Verzeichnisse in deinem Benutzerverzeichnis.
Als User also den Benutzernamen eintragen und als Gruppe "staff":
User DEINBENUTZERNAME Group staff
Nach einem beherzten Neustart des Apache-Daemons sollte der Webserver laufen und auf das angegebene Verzeichnis verweisen.
PHP installieren
Ohne PHP geht gar nichts und wir benötigen für die unterschiedlichen TYPO3-Versionen auch unterschiedliche PHP-Versionen. Diese werden mit folgenden Befehlen schon einmal installiert:
brew install php56 --with-httpd24 brew unlink php56 brew install php70 --with-httpd24 brew unlink php70 brew install php71 --with-httpd24
Sollten vorher schon per brew PHP-Versionen installiert worden sein, sollte man diese per "brew uninstall" deinstallieren. Der ganze Install-Zirkus hat bei mir knapp eine halbe Stunde gebraucht, da PHP aus den Sourcen kompiliert wird. Danach findet man die Konfigurationsdateien von PHP in folgenden Verzeichnissen:
/usr/local/etc/php/5.6/php.ini /usr/local/etc/php/7.0/php.ini /usr/local/etc/php/7.1/php.ini
In den php.ini-Dateien sollte man für den reibungslosen Betrieb von TYPO3 schon einmal folgende Einstellungen vornehmen (keine vollständige Liste):
max_execution_time = 240 max_input_time = 240 memory_limit = 256M date.timezone = Europe/Berlin upload_max_filesize = 128M post_max_size = 128M always_populate_raw_post_data = -1 max_input_vars = 1500
Apache mit PHP konfigurieren
In der schon bekannten Datei /usr/local/etc/apache2/2.4/httpd.conf sind im Bereich "Dynamic Shared Object (DSO) Support" von den Install-Skripten von PHP für die einzelnen Versionen die Modul-Dateien hinterlegt worden.
Diese können wir auch für spätere Updates von PHP auf einen anderen Ort verweisen lassen. Da man immer nur eine PHP-Version laufen lassen kann, werden wir erstmal PHP 5.6 laufen lassen und die anderen beiden Zeilen auskommentieren. Gleich werden wir noch Skripte erstellen, die es uns erlauben, mit einer Befehlszeile zwischen den Versionen zu springen.
LoadModule php5_module /usr/local/opt/php56/libexec/apache2/libphp5.so #LoadModule php7_module /usr/local/opt/php70/libexec/apache2/libphp7.so #LoadModule php7_module /usr/local/opt/php71/libexec/apache2/libphp7.so
Damit PHP-Dateien korrekt ausgeführt werden werden in der Apache-Konfiguration die Handler entsprechend gesetzt (nach "IfModule dir_module" suchen und entsprechend ersetzen):
DirectoryIndex index.php index.html SetHandler application/x-httpd-php
PHP switcher
Findige Leute haben einen Gist für den PHP Switcher bereit gestellt, den wir clonen und ausführbar machen werden:
curl -L gist.github.com/w00fz/142b6b19750ea6979137b963df959d11/raw > /usr/local/bin/sphp chmod +x /usr/local/bin/sphp
Pfade prüfen, Terminals schließen
Homebrew sollte alle Pfade, die es benötigt in die PATH-Variable geschrieben haben. Das kann man mit folgendem Befehl überprüfen, es sollten auf jeden Fall /usr/local/bin und /usr/local/sbin enthalten sein:
echo $PATH /usr/local/sbin:/usr/local/bin:/usr/bin:/bin:/usr/sbin:/sbin:/usr/local/go/bin:/usr/local/MacGPG2/bin
Vor den nächsten Schritten sollte man alle Terminal-Sessions schließen, ansonsten kann es zu Problemen führen. Also: turn it off and on again!
LoadModule-Angaben für PHP-Switcher ändern
Die vorhin gemachten Änderungen im LoadModules-Bereich der Apache-Konfiguration müssen erneut angepasst werden (open -e /usr/local/etc/apache2/2.4/httpd.conf) und mit folgenden zwei Zeilen ersetzt werden. Nur diese zwei Zeilen, auch wenn mehr PHP-Versionen installiert sind, die Zeile für PHP7 ist auch auskommentiert:
# PHP Switcher LoadModule php5_module /usr/local/lib/libphp5.so #LoadModule php7_module /usr/local/lib/libphp7.so
Mit dem Befehl "sphp 70" kann dann zum Beispiel zur 7.0 von PHP gewechselt werden. Was eine ähnliche Ausgabe im Terminal erzeugen sollte:
$ sphp 70 PHP version 70 found Unlinking old binaries... Linking new binaries... Linking /usr/local/Cellar/php70/7.0.15_8... 17 symlinks created Linking new modphp addon... /usr/local/lib/libphp7.so Fixing LoadModule... Updating version file... Restarting homebrew Apache... Done. PHP 7.0.15 (cli) (built: Feb 5 2017 12:27:57) ( NTS ) Copyright (c) 1997-2017 The PHP Group Zend Engine v3.0.0, Copyright (c) 1998-2017 Zend Technologies
MySQL installieren
Datenbanken brauchen wir auch, von daher wird noch MySQL installiert. Es wird MariaDB verwendet, was nichts weiter als MySQL ist (sogar von einigen ehemaligen MySQL-Entwicklern).
Folgende zwei Befehle im Terminal abfeuern:
brew install mariadb mysql_install_db
Nach dem Installieren kann der MySQL-Server mit folgenden Befehlen gestartet und gestoppt werden:
// MySQL-Daemon starten mysql.server start // MySQL-Daemon stoppen mysql.server stop // Root-Passwort für den MySQL-Server setzen /usr/local/bin/mysql_secure_installation
Apache Virtual Hosts
Um virtuelle Hosts á la meinsuperwebprojekt.server.tld einzurichten, muss man im Apache noch das vHost-Alias-Modul laden, was bei Default nicht der Fall ist. In der Apache-Konfigurationsdatei /usr/local/etc/apache2/2.4/httpd.conf folgende zwei Parameter auskommentieren:
LoadModule vhost_alias_module libexec/mod_vhost_alias.so # Virtual hosts Include /usr/local/etc/apache2/2.4/extra/httpd-vhosts.conf
Danach kann man in der Datei /usr/local/etc/apache2/2.4/extra/httpd-vhosts.conf entsprechende Einträge erstellen.
DocumentRoot "/Users/DEINBENUTZERNAME/Sites/DEINESEITE.TLD" ServerName DEINESEITE.TLD
Nach einem Neustart des Apache-Servers weiß der zwar, wohin er mit Anfragen zu seite.machbar hin soll, der Rechner zuckt aber lediglich mit den Schultern. Von daher benötigen wir noch eine Schnittstelle, die die Netzwerkanfragen zum Apache umbiegt: Dnsmasq.
// dnsmasq per brew installieren brew install dnsmasq // Alle anfragen an *.TLD annehmen echo 'address=/.TLD/127.0.0.1' > /usr/local/etc/dnsmasq.conf // dnsmasq starten sudo brew services start dnsmasq // Nameserver für *.TLD starten sudo mkdir -v /etc/resolver sudo bash -c 'echo "nameserver 127.0.0.1" > /etc/resolver/TLD
"TLD" sollte man mit der Domain ersetzen, die man normalerweise zum Entwickeln verwendet.
APCu und Zend OPcache installieren
Um PHP-Caching zu verwenden, um das Kompilieren um einen merkbaren Faktor zu beschleunigen, installieren wir noch APCu und OPcache. Das muss für jede installierte PHP-Version einzeln geschehen, aber das Wechseln funktioniert mit dem Switcher ja ganz einfach.
// Cache-Systeme für PHP 5.6 installieren sphp 56 brew install php56-opcache brew install php56-apcu // Cache-Systeme für PHP 7.0 installieren sphp 70 brew install php70-opcache brew install php70-apcu // Cache-Systeme für PHP 7.1 installieren sphp 71 brew install php71-opcache brew install php71-apcu
Nach einem Neustart des Apache-Servers sollte in der phpinfo() Hinweise zum Zend OPcache und APCu zu finden sein.
Fertig!
Fertig ist man ja nie, aber das jetzt installierte System ist schon einmal eine gute Basis, um TYPO3-Systeme zu installieren. Zum Entwickeln fehlt zum Beispiel noch Xdebug, PEAR und was man noch so alles für Projekte braucht und gewisses Feintuning von PHP-Konfigurationseinstellungen. Die sind aber bei jedem nach Belieben anders, von daher gehe ich da erstmal nicht drauf ein.
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